Es ist Samstag, der 16. Dezember. Die Temperaturen liegen an diesen Tag wie gewohnt bei 28 Grad Celsius. Nachts regnet es häufig, es ist der Beginn der kleinen Regenzeit. Ich befinde mich in der Notaufnahme des Selian Hospital, Arusha, eine der größten Städte hier in Tansania. In den Stadtführern heißt es, dass mittlerweile eine halbe Million Einwohner in diesem Ballungsgebiet am Fuße des Mount Meru leben, spricht man mit den lokalen Taxifahrern ist von bis zu einer Million die Rede. Das Hospital versorgt die Menschen im Großraum Arusha mit medizinischen Leistungen und umfasst 120 Betten.
An diesem Morgen spreche ich in der Notaufnahme mit Dr. Erick Jackson, dem Leiter der Radiologie, und frage, ob er mir seine Abteilung zeigen würde. „Klar“, sagt er, „folg mir“. Ericks Abteilung besteht aus ihm selbst und einem jungen radiologischen Weiterbildungsassistenten. Seine Ausbildung hat Erick in Mwanza am Victoriasee, 600 km nordwestlich von Arusha, absolviert. „Seit acht Jahren, seit der Eröffnung des Krankenhauses arbeite ich mittlerweile als Chef der Abteilung.“ berichtet er mir. Die meiste Zeit ist Erick selbst vor Ort. Gibt es Notfälle, komme er in die Klinik, er wohne hier in der Nähe.
Erick führt mich zunächst in sein Büro. Am Leuchtkasten hängen CT-Aufnahmen des Schädels eines 25-jährigen Patienten. Auf der Überweisung erbittet ein Arzt Ericks Beurteilung. Der Patient habe eine einseitig weite Pupille und könne nicht laufen. „Solche Fragestellungen haben wir hier häufig“, berichtet Erick. „Unsere Radiologie hat noch kein digitales System, deshalb werden die Bilder von den MTRA entwickelt und von uns am Schaukasten beurteilt“.
Wie die Ausbildung der jungen Radiologen in Tansania erfolgt, will ich wissen. „Es gibt verschiedene Wege“ antwortet Erick. „Insgesamt dauert die Ausbildung acht Jahre, wobei diese in Abschnitte von fünf und drei Jahren unterteilt ist“. Man könne auch fünf Jahre eine Ausbildung in der Inneren Medizin absolvieren und dann für weitere drei Jahre in die Radiologie wechseln.
Als nächstes zeigt mir Erick den Weg zum Röntgen. Was direkt auffällt: Es gibt hier keine Abschirmung aus Blei. Der Zugang zu dem Raum, in der der Röntgenapparat steht, erfolgt durch eine Tür aus Holz. Die Anlage selbst ist von GE (General Electric) und entspricht den Standards, den wir von Röntgenanlagen in Deutschland kennen.
Anschließend führt mich Erick zum CT. Inmitten des Raumes steht ein CT der Firma Siemens (Somatom Emotion). „16-Zeilen“ berichtet Erick stolz. „Täglich führen wir hier bis zu 20 CT-Untersuchungen durch.“ Erick erklärt, dass die Patienten in Tansania in der Regel keine Krankenversicherung besitzen. Deshalb müssen die Patienten für jede Untersuchung bezahlen. „Hier im Selian Hospital passen wir die Kosten an das Einkommen der Patienten an. Eine CT-Untersuchung kostet im Durchschnitt 250.000 Schillinge“ (Anmerkung: ca. 110 US Dollar). In den nächsten Jahren wollen wir uns auch einen Magnetresonanztomographen kaufen, erzählt Erick. „Da wir jedoch alle Geräte selbst finanzieren, müssen wir noch ein wenig sparen.“
Fazit:
Als Industrienation sind wir in Deutschland gewohnt, mit Spitzentechnologie auf höchstem Niveau zu arbeiten. Umso spannender war es zu erfahren, wie radiologische Diagnostik in einem afrikanischen Land erfolgt.
Die radiologische Abteilung des Selian Hospital Arusha ist moderner, als ich mir es vorgestellt hatte. Moderne radiologische Bildgebung ist auch hier 24 Stunden am Tag verfügbar. Dr. Erick Jackson ist ein kompetenter Arzt und Radiologe und leitet seine Abteilung mit viel Herzblut.